07.03.2023

Interview mit Dr. Daniel Keppeler, PFH-Alumnus

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PFH-Alumnus Dr. Daniel Keppeler – Dank Licht wieder hören

Dr. Daniel Keppeler ist promovierter Neurowissenschaftler und hat zusammen mit einem Team aus Neurowissenschaftlern und Forschern die OptoGenTech GmbH gegründet. Das BioTech-StartUp will mit einem revolutionären neuen Hörimplantat das Leben von tauben und schwersthörigen Menschen verbessern. Parallel zur Gründung absolvierte der 34-Jährige im Fernstudium einen MBA an der PFH.

 

Herr Dr. Keppeler, Sie sind CEO des StartUps OptoGenTech. Gemeinsam mit Ihren Mitgründern wollen Sie mit einem neuartigen Hörimplantat das Leben für taube und schwersthörige Menschen verbessern. Wie kam es zu dieser Gründung?

Ich bin als Student nach Göttingen gekommen und habe mich während meiner Promotion in einem Forschungsprojekt am Institut für Auditorische Neurowissenschaften mit Optogenetik befasst. In gemeinsamen Forschungsarbeiten an der Universitätsmedizin Göttingen, am Deutschen Primatenzentrum, an der Universität Freiburg und an der TU Chemnitz haben wir dann die Grundlagen für eine neuartige, disruptive Technologie entwickelt, welche unter anderem auch für die Wiederherstellung des Hörsinns genutzt werden kann. Der Wunsch Menschen helfen zu können, hat uns angetrieben, die OptoGenTech GmbH zu gründen und die Produktentwicklung weiter bis hin zur Marktreife voranzutreiben.

Können Sie das Prinzip der von Ihnen mitentwickelten Hörimplantat einmal beschreiben?

Die Idee ist, dank Licht wieder zu hören. Ein spezielles Implantat, ein sogenanntes optisches Cochlea-Implantat, wandelt per Mikrofon aufgenommene akustische Signale in Lichtsignale um. Diese optischen Signale treffen auf Hörnervenzellen, welche genetisch so verändert wurden, dass sie die Lichtsignale in elektrische Impulse umwandeln können (genannt Optogenetik). Im Gehirn kommen dann Informationen an, welche den ursprünglichen akustischen Signalen entsprechen. Auf diese Weise lassen sich alle vom Menschen gewöhnlich hörbaren Frequenzen wieder hörbar machen.

 

Und wo stehen Sie jetzt mit dem Startup?

Nach einer erfolgreichen Seedfinanzierung in einem Accelerator und einer Förderung durch die Life Science Valley in Göttingen, führen wir derzeit Verhandlungen mit Investoren und befinden uns mit dem Produkt momentan noch in der präklinischen Entwicklungsphase. Da das optogenetische Cochlea-Implantat eine Kombination aus Gentherapie und Medizinprodukt ist, bestehen eine Vielzahl an regulatorischen Hürden sowie umfangreiche Validierungs- und Sicherheitsstudien. Für 2026 haben wir eine erste klinische Studie geplant, aber bis zur Marktreife ist es noch ein weiter Weg.

Sie sind promovierter Molekularmediziner. Wie kam es dazu, dass Sie noch ein MBA-Studium an der PFH angeschlossen haben? Was war Ihre Motivation?

Unser Gründungsteam hat einen starken wissenschaftlichen Hintergrund: Mein Doktorvater und Ideengeber des Projekts Prof. Dr. Tobias Moser ist Mediziner und Neurowissenschaftler, unsere beiden weiteren Mitgründer Dr. Christian Goßler und Prof. Ulrich Schwarz haben einen technischen Hintergrund, ich bin Molekularmediziner. Mir war es wichtig, die für die Gründung und Ausarbeitung des Business Cases notwendiges betriebswirtschaftliches Wissen zu erlangen und ein starkes Signal an die Investoren zu senden: Wir haben, was es braucht, um auch unternehmerisch erfolgreich zu sein. Dafür habe ich dann die PFH angesprochen und 2019 mit meinem MBA im Fernstudium begonnen.

Sie haben ja parallel zur Gründung studiert – wie haben Sie das organisiert?

Vor Beginn meines Fernstudiums hatte ich gerade meine Promotion abgeschlossen und als Postdoc an der Universitätsmedizin Göttingen gearbeitet. Gleichzeitig haben wir unsere ersten Schritte in der Investorenansprache unternommen, unser Netzwerk ausgebaut und an Pitch Events teilgenommen. Zeitlich war es herausfordernd, Klausuren während der Aufgaben als Postdocs und der Gründung unterzubekommen. Deshalb habe ich meinen MBA auch erst im Juli 2022 abgeschlossen.

Würden Sie heute etwas anders machen?

Im Beruf und gerade in der Gründung ist Zeit ein knappes Gut – es gibt immer das nächste Meeting, das es gilt vorzubereiten und damit die Klausurvorbereitung und Prüfungstermin zu verschieben. Aus heutiger Sicht würde ich mir fixe Klausurtermine legen und diese unabhängig von anderen Terminen wahrhaben, denn es gibt keine besseren Zeitpunkte. Das Lernen mit den Fernlehrbriefen fiel mir leicht – und ich wusste, dass ich nach Abschluss eines Fernlehrbriefes gut vorbereitet bin für die jeweilige Klausur. Ich musste nur Energie dafür finden und die Zeit einplanen.

Welche Herausforderungen barg das Fernstudium neben dem Zeitmanagement noch?

Persönlich habe ich festgestellt, dass ich eher der Typ bin, der gerne in Präsenz studiert und an Vorlesungen teilnimmt, sich mit Kommilitonen austauschen und auch so lernen möchte. Ein Fernstudium hat eine gänzlich andere Dynamik: Man erarbeitet sich alles im Selbststudium und die Diskussion für direkte praktische Anwendung des Wissens mit Dozenten und Kommilitonen fällt schwerer, wenn auch die PFH versucht den Austausch zu Mitstudierenden in Lerngruppen zu fördern. Dennoch hat es mir dieses Fernstudium überhaupt erst ermöglicht, neben den anderen beruflichen Rollen weiter zu studieren.

Was hat Sie im Studium am meisten interessiert? Und wie nützt Ihnen der MBA heute?

Das ganze Thema Entrepreneurship hat mich am meisten gereizt und auch am meisten Spaß gemacht. Das Studium hat die Türe zu wirtschaftlichen Themen geöffnet und mir gute Grundlagen vermittelt, die es mir jetzt ermöglichen, auf Augenhöhe mit Investoren und Unternehmern zu sprechen. Insbesondere bei spezifischen Themen aus der BioTech- und MedTech-Branche, muss und will ich noch tiefer eintauchen, das nötige Wissen eigne ich mir jetzt selbst durch weiterführende Lektüre an.