28.04.2022

Digitale Selbsthilfeprogramme verringern nachweislich psychische Belastungen

Internationale Studie an der PFH

Internationale Studie bestätigt Wirksamkeit VR-basierter Programme

Die COVID-19-Pandemie und die damit verbundenen Maßnahmen des Infektionsschutzes bergen auch Risiken für das psychische Wohlbefinden. Das belegen zahlreiche Studien zu den Auswirkungen der Pandemie. Eine internationale Studie aus dem Fachbereich Klinische Psychologie der PFH Private Hochschule Göttingen konnte nun nachweisen, dass digitale Selbsthilfeprogramme dabei helfen können, diese Belastung abzufangen.

„Die Ergebnisse der in mehreren Ländern weltweit durchgeführten Studie zeigen, dass die Depressivität, Ängstlichkeit und der wahrgenommene Stress nach dem Selbsthilfeprogramm signifikant zurückgingen“, sagt Prof. Dr. Youssef Shiban, Leiter des Forschungsprojekts in Deutschland und Professor für Klinische Psychologie an der PFH. „Diese positiven Effekte auf das Wohlbefinden bleiben auch 14 Tage später bestehen“, so Shiban. Das siebentägige virtuelle Selbsthilfeprogramm „Covid Feel Good“ kombiniert ein Video in virtueller Realität (VR), den sogenannten virtuellen Zufluchtsort „geheimer Garten“, mit verschiedenen Übungen, die auf Selbstreflexion und Entspannung abzielen und das Gemeinschaftsgefühl stärken sollen. Das Team von Prof. Shiban konnte außerdem eine Steigerung des Gefühls der sozialen Verbundenheit durch das Programm nachweisen. „Dies scheint gerade in Zeiten von sozialer Isolation und vermehrter Einsamkeit besonders relevant“, so der Psychologieprofessor.

Selbsthilfeprogramm wirkt wie ein Regenschirm

„Das Selbsthilfeprogramm ist kein Therapieersatz, es kann uns aber dabei helfen, den Fokus auf das zu richten, was uns guttut“, sagt Marie Meyer, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich Klinische Psychologie der PFH. „Das Programm wirkt wie ein Regenschirm, den man immer bei sich trägt und der bei Bedarf Schutz bietet. Er wird dabei den Regen als solches nicht stoppen können, bietet aber für einen Moment einen geschützten Ort“, so Meyer weiter. Auch Prof. Shiban ist von dem Potenzial digitaler Programme zur Stärkung persönlicher Ressourcen überzeugt. „Angesichts der einschneidenden Folgen von COVID-19, einschließlich der sozialen Distanzierung, die nunmehr seit über zwei Jahren unser tägliches Leben beherrschen, ist es wichtig, dass wir uns im Alltag Zeit nehmen unsere psychischen Ressourcen wieder aufzufüllen. In der Psychologie nenne wir dies Selbstführsorge“, so Shiban.

Hohe Belastung in Bezug auf Depressions- und Essstörungssymptomatik

Die Ergebnisse einer 2021 veröffentlichten Studie, die an der PFH unter Leitung von Prof. Dr. Youssef Shiban durchgeführt wurden, bestätigen die schwerwiegenden Folgen der Corona-Pandemie auf die psychische Gesundheit. So haben sich während der Zeit der Beschränkung des gesellschaftlichen Lebens aufgrund der COVID-19-Pandemie bei depressiver und bei Essstörungssymptomatik die schweren Belastungen verdreifacht, bei Zwangssymptomatik sogar verfünffacht, so die Studie, für die in Zusammenarbeit mit einem internationalen Forscherteam Daten von etwa 2.500 Teilnehmer:innen ausgewertet wurden. Die Studienergebnisse wurden in der Fachzeitschrift "Frontiers in Psychology" veröffentlicht und sind öffentlich einsehbar. Hier kommen Sie zur Studie.

Über die aktuelle Studie

Als deutscher Partner der internationalen multizentrischen Kooperationsstudie hat der Fachbereich Klinische Psychologie der PFH unter der Leitung von Prof. Dr. Youssef Shiban und Mitarbeit von den Kolleg:innen Marie Meyer und Nicolina Perić sowie den PFH Studierenden Arne Kaesler, Stefanie Wolffgramm und Gentian Bunjaku die Wirksamkeit des Selbsthilfeprogramms zur Verringerung psychischer Belastung in Deutschland untersucht. Geleitet wird die Studie von Prof. Dr. Giuseppe Riva, Università Cattolica del Sacro Cuore, Mailand. Mehrere Arbeitsgruppen in unterschiedlichen Ländern, u. a. Italien, Schweiz, USA, Spanien und Deutschland, evaluierten das virtuelle Selbsthilfeprogramm „Covid Feel Good.“ Die Studienergebnisse sind bereits hier veröffentlicht.