Das große Ziel im Blick
Egal was wir uns vornehmen – mehr Sport zu treiben, eine Fremdsprache zu lernen – oder eben ein Studium zu beginnen: Immer wieder heißt es, wir sollten uns auf unsere Wünsche fokussieren, um diese auch zu erfüllen. Aber reicht das aus?
Prof. Dr. Dorit Wenke, Psychologieprofessorin an der PFH, verrät, wie es gelingt, das Abenteuer Studium erfolgreich zu bewältigen.
1. Konkrete Ziele und Zwischenziele formulieren
"Je konkreter Sie Ihre Ziele formulieren, desto besser", sagt Prof. Wenke. Viele Menschen machen den Fehler und setzen sich sehr allgemeine Ziele, beispielsweise dass sie eine Fremdsprache lernen wollen. "Aus der Zielsetzungsforschung wissen wir, dass Ziele so machbar wie möglich und gleichzeitig überprüfbar gesetzt werden sollten", so Wenke. Einige werden die Methode schon kennen: Ziele müssen SMART formuliert sein.
SMART steht für spezifisch, messbar, anspruchsvoll und ausführbar, realistisch und terminiert. Für ein Studium kann das beispielsweise bedeuten, dass man sich das Ziel, berufsbegleitend ein Fernstudium zu absolvieren, in spezifische Einzel- oder Unterschritte zerlegt. Und sich konkret aufschreibt: Bis wann will ich was erreicht haben. Anstatt also zu sagen, "in zwei Monaten will ich das Skript erarbeitet haben“, sollte man anschaulich formulieren:
„Ich nehme mir jede Woche eine Lektion vor. Bis Dienstag will ich bis Seite X kommen und bis zum Wochenende bis Seite Y.“ Und sich so den Lernstoff entsprechend aufzuteilen. "Den Zeitpunkt festzulegen, bis wann man sein Zwischenziel erreicht haben möchte, ist wichtig, denn nur so kann man auch überprüfen, ob man es erreicht hat", sagt Prof. Wenke.
"Den Zeitpunkt festzulegen, bis wann man sein Zwischenziel erreicht hat, ist wichtig, denn nur so kann man es auch überprüfen", sagt Prof. Wenke.
- In jedem Fall praktisch: Die PFH-To-Do-Liste – hier zum Herunterladen und Ausdrucken
2. Eine Selbstverpflichtung eingehen und attraktive Belohnung festlegen
Wer kennt das nicht: Man hat ein Ziel und macht sich sogar einen Plan, aber dann hapert es doch an der Umsetzung. Beispielsweise bei dem Vorsatz, mehr Sport zu treiben. Neue Laufschuhe sind gekauft, ein Trainingsplan aufgestellt – und abends nach der Arbeit ist man doch zu müde und der innere Schweinehund siegt wieder. "Gerade längerfristige Ziele stehen häufig in Konflikt mit anderen, impulsiveren Wünschen", weiß die Psychologin. "Hier kann es hilfreich sein, seine Ziele mit anderen zu teilen und sich bei Hürden Unterstützung zu holen. Viel wichtiger ist es jedoch, eine Selbstverpflichtung einzugehen", so Prof. Wenke.
Man "committed" sich, ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Vom "Ich möchte / hätte…" zum "Ich will und werde…". Hilfreich ist auch, sich die "große" Belohnung, den erreichten Studienabschluss oder den angestrebte Traumberuf, in den schönsten Farben auszumalen. "Dabei darf man jedoch nicht vergessen, sich auch für bereits kleinere erreichte Zwischenziele zu belohnen", sagt Wenke. Zum Beispiel durch ein Treffen mit Freunden oder mit einem leckeren Abendessen.
3. Hindernisse bewusst machen
Wenn man sich spezifische Ziele gesetzt hat, eine Selbstverpflichtung eingegangen ist und ganz positiv eingestimmt ist – warum hapert es dann so oft an der Zielerreichung? "Das reine positive Fantasieren über eine erwünschte Zukunft hilft zwar für eine gute Stimmung und für das Explorieren verschiedener Möglichkeiten in der Zukunft, Studien haben aber ergeben, dass es bei der Wunscherfüllung durchaus auch hinderlich sein kann", so Wenke. Sie empfiehlt deshalb die Methode des Mentalen Kontrastierens.
"Kontrastieren wir die positiven Zukunftsvorstellungen mit den Hindernissen der Realität, wird es einfacher, unsere Wünsche zu priorisieren", erklärt Wenke. Beim mentalen Kontrastieren stehen
der Wunschgedanke "Ich möchte die Statistik-Klausur bestehen"
und die Ziele "dafür lerne ich das ganze Wochenende"
der widerständigen Realität gegenüber, in dem wir uns bewusst anschauen, was uns an dieser Zielerreichung hindert. Flattert nämlich plötzlich eine Partyeinladung von Freunden ins Haus, dann gerät das Ziel, am Wochenende zu lernen, schnell ins Wanken.
4. Wenn - Dann Pläne entwickeln
"Wer ein Studium plant, der sollte sich neben seinem Wunsch, was er mit dem Abschluss alles erreichen will, auch sehr genau anschauen, welche Hindernisse es für dieses Ziel im Alltag zu überwinden gilt", so die Psychologin. Beispielsweise die täglichen Anforderungen durch Beruf, Familie und Freunde – und dann benötigt man ja auch noch Zeit zum Erholen. Wie also gelingt es, sein Ziel trotz aller Hindernisse zu erreichen?
"Wenn Sie wissen, was Sie davon abhält Ihr Ziel zu erreichen und die Schwachstellen kennen, erstellen Sie einen Wenn-Dann-Plan, der Ihnen dabei helfen kann, die Hindernisse zu überwinden", empfiehlt Prof. Wenke. Also ganz konkret: Wenn an dem Abend, an dem ich mein Lektürepensum erfüllen will, eine Freundin anruft, dann schlage ich ihr einen alternativen Termin zum Telefonieren vor und bleibe bei meinem Vorsatz. Während ich studiere, räume ich mir Zeit für meine Freunde ein und plane diese entsprechend. Somit habe ich einen sehr guten Ausgleich, kann den Kopf frei bekommen.