Interview mit Alumnus Hendrik Kleinwächter

Alumnus Hendrik Kleinwächter

Brotbacken – und was das Gesetz des abnehmenden Grenznutzens damit zu tun hat

PFH-Alumnus Hendrik Kleinwächter: „Prinzip des abnehmenden Grenznutzens“

Hendrik Kleinwächter widmet sich in seinem Youtube-Kanal „The Bread Code“ dem Brotbacken – und hat inzwischen 145000 Follower. Im Interview berichtet der PFH-Alumnus über die Balance zwischen seinem Job und seiner Leidenschaft fürs Brotbacken – und was das Gesetz des abnehmenden Grenznutzens damit zu tun hat.

Herr Kleinwächter – woher kommt Ihre Leidenschaft für Brot?
Ein gutes Brot besteht nur aus Mehl, Wasser und Salz. Ich habe mich gefragt: Warum aber haben Brote im Supermarkt teilweise zehn bis 15 Zutaten? Das kann doch nicht richtig sein. Zu meiner Studentenzeit hat mich das bewogen, mehr über das Thema Brot zu lernen. Zunächst fing ich an, Hefebrote zu backen, lernte dann jedoch schnell mehr über traditionelle Sauerteigbrot-Rezepte.

Was fasziniert Sie an Sauerteig?
Ein Sauerteigbrot ist vergleichbar mit kompostierter Erde. Es ist ein komplett verstoffwechseltes Produkt, dass nur noch sehr wenig mit dem ursprünglichen Getreide zu tun hat. Das Brot hat dadurch reduziertes Gluten und ist bekömmlicher. Gleichzeitig hat der Geschmack eine sehr angenehme Säure. Das Faszinierende und Problematische ist, dass jeder Sauerteig ein individuelles Mikrobiom aus Hefen und Bakterien hat. Jeder Sauerteig verhält sich also etwas anders und hat einen individuellen Geschmack. Dies macht das Befolgen von Rezepten häufig schwierig: Das gebackene Ergebnis sieht anders aus; häufig schmeckt es auch noch ganz anders. Wie kann ich also in meiner Küche, mit meinem Mehl und meinem Sauerteig-Mikrobiom, gutes Brot backen? Genau diese Fragen beantworte ich mit dem Youtube-Kanal.

 

"Ich will jedem auf der Welt zeigen, wie man einfach – ohne Tools und ohne viel Arbeit – gutes Brot backen kann"

Inzwischen 145.000 Follower – das ist ja mehr als ein Hobby. Können Sie sich vorstellen, das irgendwann hauptberuflich zu machen?
Ich genieße aktuell die Abwechslung als Softwareentwickler. Die drei Tage pro Woche zahlen meinen Lebensunterhalt. Das verdiente Geld reicht mir aus, es ist genug. So kann ich dann die beiden weiteren Tage nutzen und kreativ sein – ohne Zwang Geld zu verdienen. Ich empfinde mich da als wirklich sehr privilegiert, dass das so möglich ist. Beispielsweise arbeite ich gerade an einem Buch, es wird ein komplett Spenden-basiertes sein. Jeder kann so viel Geld geben, wie er beziehungsweise sie möchte. Man kann es aber auch einfach kostenlos herunterladen. Ich vertreibe auch keine Tools oder andere Geräte. Ich will jedem auf der Welt zeigen, wie man einfach – ohne Tools und ohne viel Arbeit – gutes Brot backen kann. Das geht übrigens auch ohne Ofen, direkt auf der Herdplatte oder dem Feuer. Mittlerweile wirft der Kanal insgesamt auch etwas Geld ab, das ist aber nur ein Nebenprodukt. Der Fokus auf zwei Tage in der Woche zwingt mich, diese Zeit möglichst gut zu nutzen. Wer kennt noch das Gesetz des abnehmenden Grenznutzens aus der Mikroökonomik Vorlesung? Das versuche ich hier anzuwenden.

Gibt es weitere Kompetenzen aus Studium oder Ihrem Job als Softwareentwickler, die Sie auch für Ihren Youtube-Kanal nutzen?
Auf gewisse Weise schon, denn ich gehe das ganze Thema wie ein Softwareentwickler an: Ich mache kontinuierliche A/B-Tests beim Backen, um bessere Kombinationen zu identifizieren. So teste ich z. B. unterschiedliche Temperaturen bei der natürlichen Fermentation. Je nach Temperatur, ob nun bei 25°C oder 20°C, kann sich der Geschmack des Brotes ändern. Soweit möglich versuche ich dann nur genau eine Variable zu ändern und die Unterschiede zu zeigen. Diese Herangehensweise scheint meine Zuschauer zu begeistern.

Wenn Sie den PFH-Kommilitonen die drei wichtigsten Tipps geben sollten, wie man eine Fan-Gemeinde von über 145.000 Followern auf YouTube aufbaut, was würden Sie sagen?

Zunächst: Finden Sie ein Thema, das Sie begeistert. Diese Begeisterung zieht andere Menschen an. Zweitens: Identifizieren Sie gute Bilder und Titel für die Videos. Das ist für den YouTube-Algorithmus sehr wichtig. Und nicht zuletzt: Die Daten der jeweiligen Videos auswerten und lernen, was man für die nächsten Videos besser machen muss.

 

Hendrik Kleinwächter schloss 2012 sein Studium Business Administration an der PFH mit dem Bachelor of Science (B.Sc.) ab, danach arbeitete er in verschiedenen Positionen als Software-Entwickler und CTO. Sein YouTube-Kanal „The Bread Code“: https://www.youtube.com/c/TheBreadCode