Künstliche Intelligenz (KI) ist längst Teil des Alltags. Sie beantwortet Fragen in Suchmaschinen, übersetzt Texte in Sekundenschnelle und schlägt vor, welche Musik oder Filme gefallen könnten. In Unternehmen hält sie Einzug in der Datenanalyse, in der Produktentwicklung und im Kundenservice. Mit dieser wachsenden Bedeutung wächst auch der Bedarf an Menschen, die die Technologie verstehen und verantwortungsvoll einsetzen können.
In Göttingen gibt es seit Kurzem ein neues Qualifizierungsangebot, das genau dieses Ziel verfolgt: den KI-Führerschein der PFH Akademie. Das Programm soll einen strukturierten Einstieg in die Welt der Künstlichen Intelligenz bieten und richtet sich zunächst an zwei sehr unterschiedliche Zielgruppen: KI-Einsteiger und Führungskräfte.
Breiter Einstieg: KI-Führerschein für Einsteiger
Der erste Kurs wendet sich an eine breite Öffentlichkeit – vom Schüler bis zur Rentnerin. Er vermittelt KI-Einsteigern Grundlagenwissen, das für ein Verständnis von KI im Alltag wichtig ist. Dazu gehören die zentralen Begriffe und Konzepte, ein Überblick über die historische Entwicklung sowie eine Einführung in die technischen Prinzipien moderner Systeme. Ein wichtiger Bestandteil ist das praktische Erproben von KI-Tools.
Die Teilnehmenden lernen, wie man sogenannte Prompts formuliert, also Anweisungen an Chatbots oder Bildgeneratoren. Sie erfahren, welche Stärken solche Systeme haben, wo sie an ihre Grenzen stoßen und wie man typische Fehler – etwa die berüchtigten „Halluzinationen“ – erkennt und richtig einordnet.
Neben den technischen Aspekten werden aber auch gesellschaftliche Fragen behandelt: Welche Chancen eröffnet KI, wo liegen Risiken? Welche Rolle spielen Datenschutz und Ethik, und wie können Vorurteile in Trainingsdaten Ergebnisse verzerren? Der Kurs will so ein Bewusstsein dafür schaffen, dass der Einsatz von KI nicht nur eine technische, sondern auch eine gesellschaftliche und rechtliche Dimension hat. „Viele Teilnehmende sind überrascht, wie intuitiv sich moderne KI-Systeme nutzen lassen – und gleichzeitig, wie wichtig es ist, die Ergebnisse kritisch zu hinterfragen,“ sagt Prof. Dr. Schüle, der den Kurs leitet. „Genau diese Balance zwischen Neugier und Skepsis wollen wir vermitteln.“
Vertiefung für Entscheider: KI für Führungskräfte
Der zweite Kurs richtet sich gezielt an Führungskräfte und Entscheidungsträger in Unternehmen. Während der Grundlagenkurs auf ein breites Verständnis abzielt, geht es hier stärker um die Integration von KI in betriebliche Abläufe. Behandelt werden Fragen wie: Welche Prozesse lassen sich mithilfe von KI optimieren? Welche regulatorischen Anforderungen – von Datenschutz bis zur EU-KI-Verordnung – müssen dabei beachtet werden? Und wie können Mitarbeitende in den Transformationsprozess einbezogen werden, um Akzeptanz zu schaffen und Ängste abzubauen?
Die Teilnehmenden diskutieren außerdem die wirtschaftlichen Potenziale der Technologie und erhalten Anregungen, wie sie KI-Projekte priorisieren und bewerten können. Fallstudien aus verschiedenen Branchen sollen zeigen, wie der Einsatz von KI in der Praxis gelingt – und wo Vorsicht geboten ist. „Gerade Führungskräfte stehen vor der Herausforderung, Chancen und Risiken gegeneinander abzuwägen,“ erklärt Prof. Dr. Wagenpfeil. „Wir geben ihnen Werkzeuge an die Hand, mit denen sie fundierte Entscheidungen treffen können – von der Prozessautomatisierung bis zur Einhaltung gesetzlicher Vorgaben.“
Erste Erfahrungen zum KI-Führerschein
Die ersten Durchführungen der Kurse fanden in Kooperation mit dem Measurement Valley statt, einem Verbund von Unternehmen und Institutionen aus der Mess- und Präzisionstechnik. Damit wurde ein doppeltes Ziel erreicht: Die Mitgliedsunternehmen konnten ihre Beschäftigten gezielt weiterbilden und gleichzeitig die neuen Anforderungen der KI-Regulierung erfüllen, die seit diesem Jahr verpflichtende Schulungen vorsieht.
Nach Angaben der PFH Akademie fiel das Feedback der Teilnehmenden positiv aus. Gelobt wurden insbesondere die praxisnahen Übungen, der hohe Interaktionsgrad und die Möglichkeit, eigene Fragen einzubringen. Die Kombination aus theoretischen Grundlagen und praktischen Anwendungen habe vielen den Zugang zur komplexen Materie erleichtert. „Die praxisnahen Beispiele haben uns geholfen, das Thema sofort in den Arbeitsalltag zu übertragen,“ sagt eine Teilnehmerin aus einem Mitgliedsunternehmen des Measurement Valley. „Ich habe direkt Ideen mitgenommen, wie wir KI in unserem Team sinnvoll einsetzen können.“
Wie du dein KI-Wissen auf dem neuesten Stand hältst
Der KI-Führerschein ist als fundierter Einstieg in die KI-Thematik konzipiert. Angesichts der rasanten technologischen Entwicklungen wird empfohlen, das Wissen regelmäßig zu aktualisieren – etwa durch Aufbaukurse oder jährliche Updates. Eine formale Gültigkeitsdauer ist derzeit nicht festgelegt, doch es gilt als wahrscheinlich, dass sich in den kommenden Jahren Standards etablieren, ähnlich wie bei anderen Zertifizierungen in der IT-Weiterbildung.
Warum KI eine zunehmende Bedeutung für Gesellschaft und Wirtschaft hat
Die Einführung solcher Programme ist Teil einer breiteren Bewegung, die digitale Kompetenzen stärken will. Expertinnen und Experten weisen seit Langem darauf hin, dass der Umgang mit KI zu einer Schlüsselqualifikation werden könnte – ähnlich wie Computer- oder Medienkompetenz in den vergangenen Jahrzehnten. Die beiden Kurse in Göttingen tragen dazu bei, dieses Wissen systematisch zu vermitteln: Der eine öffnet den Zugang für die breite Bevölkerung, der andere unterstützt Unternehmen dabei, KI strategisch einzusetzen. Damit könnte der KI-Führerschein zu einem Modell werden, das auch in anderen Regionen Schule macht. „KI-Kompetenz wird in wenigen Jahren so selbstverständlich sein müssen wie heute der Umgang mit E-Mail und Textverarbeitung,“ so Wagenpfeil. „Der KI-Führerschein ist ein erster Schritt, diese Kompetenz in die Breite zu bringen.“
Die Kurse sind buchbar bei der PFH-Akademie und werden von den Professoren Schüle und Wagenpfeil durchgeführt. Eine weitere Durchführung für Unternehmen des Measurement Valley ist ebenfalls bereits terminiert.